Mittwoch, der 06.08.2014, Muonio – Honningsvåg – Nordkapp, 580km

Nach einer verregneten Nacht fällt die Temperatur heute Morgen auf 16°C ab. Das Hotel Harriniva hat uns nicht sonderlich beeindruckt, deshalb sind wir auch schon um 09:00 Uhr schon im Sattel. Über die Grenzstraße zwischen Finnland und Schweden, die E 8, verlassen wir Muonio in nördlicher Richtung bis Palojoensuu, von hier rechts ab auf die 93, und nach 20km biegen wir wieder nach links, also nördlich, zur norwegischen Grenze ab. Wir passieren die Grenze um 10:30 Uhr, stellen unsere Uhren wieder eine Stunde zurück.


Durch die karge Landschaft führt die Straße 93, wir biegen dann auf die 92 in Richtung Karasjok ab. Die 92 hat eine Länge von etwa 80km und ist eine wunderschöne Kukuhü-Straße, vorbei an großen Seen, kleinwüchsigen Birkenwäldern und Grassteppen. Trotz der eher engen Straßenführung ohne Mittellinie donnern hier auch schwere Lastwagen durch. In Karasjok machen wir im etnischen Sampi-Museum eine Mittagspause, bevor wir dann auf die E 6, die einzige nördliche Bundesstraße, bis nach Olderfjord, dem nördlichsten Punkt der E6, kommen. Ab dem Ort Lakselv führt unsere Route am Fjord „Porsangen“ vorbei, und die Gegend wir ab jetzt richtig alpin.

E 6 bei Lakselv am Fjord Porsangen

Die Vegetation lässt hier keinen Baumbewuchs mehr zu, es sind nur noch grüne Berghänge zu sehen. Atemberaubende Ausblicke auf den Fjord rechts neben der Fahrbahn fordern immer öfter einen Fotostopp.
In Olderfjord biegen wir auf E 69 ab, die bis Honningsvåg und weiter bis zum Nordkapp führt. Zum ersten Mal ausgeschildert ist das Nordkapp in Lakselv, ab hier sind es nur noch 191 km.
Die teilweise mit Serpentinen und vielen Kurven verlaufende Straße führt auch durch mehrere Tunnels, die bis zu 7km lang sind. An den Eingangsbereichen sammeln sich die Rentiere, und durch den Übergang von hell auf das Tunneldunkel sind die Tiere nur sehr schlecht zu erkennen, wenn sie denn in den Tunnel einlaufen.
Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Honningsvåg und das Rica-Hotel, was direkt am Anleger im Hafen liegt. Nach einem Abendessen hier im Hotel machen wir uns um 19:30 Uhr auf zur letzten 31km-Etappe zum Nordkapp. Eine wunderbare Straße führt durch die karge Berglandschaft und serviert uns Motorradfahrerkurven und Ausblicke, von denen wir noch lange träumen werden. Unser Kilometerzähler zeigt jetzt 3800km fern der Heimat.
Genau zum Sonnenuntergang, der genau genommen ja gar nicht statt findet, sind wir gegen 21:00 Uhr an der Aussichtskanzel am Nordkapp. Es ist wenig Betrieb zurzeit, die Sicht ist außergewöhnlich gut bei einer Temperatur von etwa 19°C. Es sind wenig Besucher auf der Platte. Zur Feier des Tages und zur Krönung unserer Nordkapptour werde ich nun meine mitgebrachte Zigarre von Thorsten und Petra hier opfern, ein wahrhaft würdiger Ort für dieses Rauchopfer. Nicht zuletzt auch wegen der Symbolik für den Nachmittag im Tabakgeschäft am Prinzipalmarkt in Münster, wo zusammen mit Helmut alles seinen Anfang nahm bei einer guten Zigarre.


06.08.2014, 21:00 Uhr am Nordkapp

-ohne Worte-

Im Keller des Besucherzentrums findet halbstündig ein 20-minütiger Dokumentarfilm über das Nordkapp zu allen Jahreszeiten statt, der Film ist zu empfehlen.


Unser ganz persönlicher Sonnenuntergang am Nordkapp um 21:15 Uhr


Wir fahren zurück nach Honningsvåg, wo wir in einem Supermarkt vergeblich versuchen, ein paar Dosen Bier für dieses Ereignis zu kaufen. Es ist jedoch schon nach 20:00 Uhr, und deshalb ist der Alkoholverkauf im Supermarkt mit Absperrband unterbunden. Gesetz ist Gesetz. Das muss wohl mit dem norwegischen Kampf gegen die Alkoholsucht zu tun haben. Somit sitzen wir nun in der Lobby des Hotels und gönnen uns nach diesem aufregenden Tag noch ein Absackerbier für 68 NOK (8,50 EUR). Draußen es ist immer noch hell, es ist jetzt 00:15 Uhr. Was für ein Tag!


Donnerstag, der 07.08.2014, Honningsvåg – Storslett, 380 km

Leider müssen wir das schöne Rica-Hotel an der Hafenbrücke in schon wieder verlassen. Diese schöne Aussicht hätte ich sicherlich noch ein paar Tage aushalten können.

Blick auf den Hafen von Honningsvåg


Auch der gestrige Abend mit den vielen Eindrücken unseres 2-stündigen Besuches am Nordkapp muss erst einmal verarbeitet werden. Auch der ledrige Geschmack auf meiner Nichtraucherzunge vom Nordkapp-Zigarren-Rauchopfer muss erst einmal abgewaschen werden. So sind wir erst gegen 00:30 Uhr bei annäherndem Tageslicht nach unserer Redaktionssitzung ins Bett gegangen.
Wir fahren von Honningsvåg in Richtung Süden über die E 96 mit seinen spektakulären Tunnelbauten ziemlich genau 100km zurück bis Olderfjord. Der Unterwassertunnel „Nordkapptunnelen“ ist 6875 Meter lang und liegt an der tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel. Er wurde am 15. Juni 1999 von König Harald nach fünfjähriger Bauzeit eröffnet. Die größte Steigung beträgt 10 %. Der Nordkapptunnel ist der längste Straßentunnel in der Provinz Finnmark und der drittlängste Unterwassertunnel Europas. Total beeindruckend ist die lange Fahrt hinab auf der schon sehr steilen Fahrbahn bis zum tiefsten Punkt des Tunnels, wo die Röhre dann allmählich die Richtung wechselt und wieder nach oben führt. Nicht minder interessant ist der Honningsvågtunnel, der hier die früher verkehrende Fähre ersetzt. Ein absolut spannendes Tunnelerlebnis der besonderen Art, und nichts für Klaustrophobiker.
In Olderfjord treffen wir wieder auf die E 6, Norwegens Hauptstraße. Sie ist teilweise jedoch nur so breit, wie die Kreisstraßen im Sauerland. Aus dem Panorama von steiler Küste, Fischerdörfern und Fjordlandschaft wechselt es nun wieder ins Alpine. Wir überfahren grüne Hochlandflächen, auf der im Alpenraum sicherlich Almwirtschaft statt finden würde, die Straße wird beidseitig von schneebedeckten Bergen gesäumt.
Die Geschwindigkeit ist mitunter sogar auf 90km/h angehoben, ansonsten sind auf Norwegens Landstraße lediglich 80 km/h zulässig. Das sorgt auch hier für einen gleichmäßigen, ausgeglichenen Verkehrsfluss, und nicht zuletzt die hohen Bußgelder für Geschwindigkeitsübertretungen sollen nachhaltig an die Vorschriften erinnern.

Blick von E 6 auf den Burfjorden

In Alta zweigt die Straße nach Hammerfest ab, wir folgen jedoch weiterhin der E 6 in Richtung Süden. Etwa 30km von dem heutigen Etappenziel erwischt uns hoch oben in den Bergen ein deftiges Gewitter mit Starkregen. Das Unwetter setzt sehr schnell ein, und da ich meine Helmkamera heute Morgen nicht mit dem wasserdichten Deckel versehen hatte, muss ich sofort anhalten, die Kamera abmontieren und mir die Regenkombi überziehen. Dass das nicht so schnell geht wie gewünscht, kann man sich gut vorstellen. Rainer und Gerd haben zunächst offenbar nicht mitbekommen, dass ich rechts auf eine kleine Haltebucht gefahren bin. Ich kann die Beiden nicht mehr sehen. Mühsam gelingt es mir, Hose und Regenjacke überzustreifen, in der Zeit läuft mein Helm voll Wasser, den ich auf der Sitzbank abgelegt hatte. Das Visier ist von innen und außen mit Wassertropfen belegt, keine gute Sicht.
Langsam setze ich meine Fahrt fort und versuche, Gerd und Rainer einzuholen. Als ich nach 20km immer noch keine Spur von den beiden gefunden habe, halte ich auf einer kleinen Halbinsel an, von der aus man den Verkehr auf der E 6 beobachten kann. Es dauert auch nur eine kurze Zeit, als die Beiden völlig durchnässt anhalten, weil auch sie für das Kleidungswechseln keine Zeit mehr hatten, so heftig schnell setzte das Unwetter in den Bergen hier ein.
Die letzten Kilometer nach Storslett fahren sich dann, so durchnässt, fast wie von selbst.
In Storslett finden wir ein fast leeres Hotel „Norlandia Storslett Hotel“ vor, was so ein wenig mit seinen langen Fluren an den Psychothriller „Shining“ mit Jack Nickolsen erinnert. Die Ruhe hier ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits um 19:00 Uhr wird eine Busladung Nodkapp-Touristen angelandet, man findet sich bei der Schlacht am Buffet wieder.
Der Abend endet nach einem Spaziergang durch das kleine Örtchen mit eigener Kirche und Friedhof natürlich auf dem Zimmer. Und natürlich haben wir unterwegs vorgesorgt, damit wir nicht erneut in die norwegische 20 Uhr-Alkoholsperrenfalle tappen.
Morgen geht es nach Narvik, die Etappe führt weiter über die E 6, entlang der westlichen Küste.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Rainer’s Tochter Sophie ist im sauerländischen

Helminghausen am Diemelsee zur Schützenkönigin gekrönt worden. Leider kann Rainer nur virtuell an den Feierlichkeiten teilnehmen. Bilder von der schönen Königin und dem König haben wir jedoch auch hier im hohen Norden begutachten können.

Herzlichen Glückwunsch der Königin, dem König und natürlich auch den Eltern der Königin!

Kommentare vom 08.08.2014

Nina:

Tachchen MÄNNER;
es liest sich sooo lustig, wenn man den Text überfliegt – was man natürlich nicht machen sollte, dafür ist er zu gut geschrieben!
Aber gestern Abend nach Dienstschluss war ich ziemlich platt und konnte mich nicht mehr auf jedes geschriebene Wort richtig konzentrieren. Also las ich mit einem halben Auge etwas von Rainers versteiftem Kettenglied, ohne allerdings den Wortanfang wirklich wahrzunehmen…
… und machte mir natürlich sofort meine Gedanken.
Was´n da los??
Ist es wirklich wichtig zu erfahren, wie man versteifte Glieder wieder gefügig macht und welche Rolle gewöhnliches Kettenfett dabei spielt, und müssen wir dieses Problem ernsthaft an dieser Stelle besprechen?
Ja, ich denke schon – ENDLICH MAL EIN PROBLEM, bei dem auch mal jemand mitreden kann!
Früher oder später! Oder jemanden kennt, der einen kennt, der mitreden kann!
Ach übrigens, wir haben euch erst mal nicht entdeckt, aber ich schaue morgen noch mal ins Archiv, wenn ich ausgeschlafener bin.
Der erste Eindruck erscheint mir ziemlich unspektakulär, oder?!?
Im Vergleich dazu kam mir die Boje auf Key West in den Sinn, von der aus man nur noch wenige Meilen Richtung Kuba haben soll.
So, nun wünsche ich eine gute Weiterfahrt, immer einen vollen Tank, helle Scheinwerfer und geölte, nicht zu strammgezogene Kettenglieder.
Liebe Grüße,
Martina


Heike und Andi:

Herzlichsten Glückwunsch Euch Dreien zum Erreichen des nördlichsten Punktes Europas.
Wir reisen morgen früh aus Island ab.
Ein kurzer Abstecher über die Färöer Inseln wird dann unsere Expedition beenden.
Euch noch gutes Gelingen und kommt heile wieder zurück.

Andi und Heike (www.grilleontour.de)

Freitag, der 08.08.2014, Storslett – Narvik – 340km
Ja, es gibt da schon unterschiedliche Hotels auf unserer Strecke. Und dieses hier braucht nicht näher erwähnt zu werden. Den Vergleich mit dem Psychothriller hatte ich schon erwähnt, das Gebäude erinnert an eine alte Kaserne, das Essen war ähnlich, und damit hake ich das Thema Storslett Hotel auch endgültig ab.

Hotel Norlandia Storslett

In der Nacht hat es ordentlich geregnet, und das Hotel hat dicht gehalten. Das sollte nicht unerwähnt bleiben. Früh am Morgen, draußen auf dem Parkplatz, packt gerade ein Italiener aus der Gegend von Milano seine GS und will noch zum Nordkapp. Er machte mich darauf aufmerksam, dass seine GS Motoröl verbraucht und ich deshalb auch mal nachsehen sollte. Dabei stelle ich fest, dass tatsächlich im Schauglas nichts mehr zu sehen war. Unser Kilometerzähler steht mittlerweile auf 4400km. Rainer hatte schon ein Werkstatt in Storslett ausfindig gemacht, wo er sich eine Dose Kettenfett (Spezialfett für O-Ring-Ketten) zugelegt hatte, kriegt man hier nicht an der Tanke. Natürlich hatte der Mechaniker auch das passende Motoröl für Gummikühe, und so stand der weiteren Fahrt nichts Technisches mehr im Wege.
Unterwegs, nach kurzer Zeit, halten wir an und ziehen uns die Regensachen drüber. Es ist ein bisschen Nebel im Anmarsch, vereinzelt nieselt es auch dabei. Die Temperatur liegt heute Morgen bei 14° C, es hat sich damit richtig abgekühlt.
Wir folgen heute wieder mal der E 6 in Richtung Süden. Es geht meistens stets in Ufernähe entlang, und langsam kommen wir in die feingliedrigen Fjordlandschaften mit oft so grausam schönem Panorama, dass wir öfter anhalten und die Kameras zücken.
Wir passieren den Fähranleger „Oberdalen“, hier zweigt die Straße mit der Fährverbindung nach Tromsø ab. Aufgrund des heutigen Tagespensums haben wir uns jedoch entschieden, nicht den Umweg über Tromsø zu fahren, die Stadt wäre allemal einen Besuch wert gewesen.

E 6 am Olderfjord

Nach Oberdalen folgen die Städtchen Trollvik, Birtavarre, Nordkjosbotn. Mehrere Passstraßen, die den Vergleich mit den alpinen Straßen nicht scheuen müssen, werden heute überquert. Auf den Gipfeln der angrenzenden Berge sind Gletscher und viele Schneefelder zu sehen, die Höhe der Berge reicht bis zu 1300m hinauf.
Wir passieren auch die Grenze zwischen den Regionen Nordland und Troms. Die letzte spektakuläre Passstraße führt hinunter zum Ofotfjorden. Jetzt sind es nur noch etwa 30km bis nach Narvik.
Gegen 16:30 Uhr erreichen wir das auffällige Hotel Rica inmitten der Stadt. Unsere Zimmer liegen im 12. Stock (4. Fensterreihe von oben) des 2012 neu errichteten Hotels mit sehr auffälligem Turmbaustil.

Rica-Hotel in Narvik

Die Zimmer sind Weltklasse, im Vergleich zur Kaserne von Storslett. Nach dem Dinner im Hotelrestaurant folgt noch eine kleiner Stadtrundgang, und jetzt sind wir alle ziemlich geschafft.


Samstag, 9. August 2014, Narvik – Mortsund (Lofoten) 308 km

Nach einem Superfrühstück im Rica-Hotelturm und nach einer geruhsamen Nacht über den Dächern von Narvik starten wir heute um 09:00 Uhr. Von Narvik aus geht zunächst etwa 30 km zurück auf der E6 bis zum Abzweig in Bjerkvik. Narvik lieg am Ende des Ofotfjorden und am Beginn des restlichen Fjords, dem Herjangsfjorden, ein weiteres Seebecken, der Rombakken, muss ebenfalls ganz umfahren werden. Abhilfe wird in naher Zukunft ein riesiges Brückenbauprojekt über den Rombakken zwischen Djupvik und Leirvik schaffen, die Trasse und ein Teilstück sind bereits zu sehen.
Wir biegen von der E6 nach links auf die E 10 zu den Lofoten ab, die hier das erste Mal ausgeschildert sind. Auf den Schildern ist stets der Ort „Å i Lofoten“, der Ort „Å“ heißt tatsächlich so und liegt am südlichsten Zipfel der Inselgruppe.


Es wird zunächst wieder richtig alpin, etliche Pässe müssen überfahren werden - eine kurvige Strecke, die nicht langweilig wird. In Borgen erfolgt unser erster Tankstopp. Kurz darauf passieren wir die erste Hochbrücke über den Tjeldsund. Es folgen weitere Hochbrücken über den Raftsund, die Myrlandbru sowie etliche Tunnelbauten von bis zu 6,5km Länge, auch Steigungen bzw. Gefälle sowie Kurven im Tunnel sind hier keine Seltenheit. Die Strecke, die Umgebung mit den hohen Bergen und die Vegetation haben hier  viel Ähnlichkeit mit dem Alpenraum. Jedoch im Gegensatz zu den Alpen mangelt es dort an diesen reichlichen Wasserflächen, auch die Ausdehnung der norwegischen Berg- und Wasserwelt scheint dagegen schier unendlich zu sein. 

Hochbrücke über den Tjeldsund, erste Hochbrücke zu den Lofoten

Bei herrlichem Sonnenschein und smaragdgrünem, kristallklaren Wasser gleiten wir immer noch über die E10. Kurz vor Solvær liegt ein kleiner See mit Namen Husvågen. Der Abstand zwischen der Straße und dem Wasser beträgt nur ein paar Meter. Während Rainer und Gerd vor mir herfahren, taucht plötzlich neben mir Wasser ein riesiger schwarzer Wal auf, holt Luft und taucht auch sogleich wieder unter. Ich lenke die Gummikuh auf den Schotterrandstreifen und bremse so stark ab, dass sich mein ABS meldet. Mit einer Staubwolke komme ich auch nach ein paar Metern zum Stehen. Rainer und Gerd haben mein Manöver nicht mitbekommen und fahren weiter. Schnell schalte ich meine Helmkamera ein und warte auf den nächsten Auftauchvorgang. Leider kann ich aber so schnell die Kamera nicht scharf schalten, und so taucht der Wal erneut auf, ohne dass ich ihn ablichten kann.
Ich beschließe, schnell in der gedachten Linie des Wales der Straße zu folgen um ihn dann an der nächsten Biegung abzupassen. Ein kleiner Parkplatz folgt nach etwa 1 km, hier hat sich schon eine kleine Menge Schaulustiger eingefunden, die gebannt auf die Wasseroberfläche starrt. Ich stelle fest, dass die Menschenmenge auch irgendwie von dem Wal Kenntnis genommen haben muss. Ein regelrechter Waltourismus scheint sich hier abzuspielen. Ein größeres Schlauboot tuckert langsam mit Fahrgästen auf den kleinen See hinaus. Aber der Wal zeigt sich nur noch in einer größeren Entfernung, fotografieren sinnlos. Aber ich hatte jedenfalls mein ganz persönliches Walerlebnis. Und am Zielort angekommen, erfuhren wir dann, dass es sich um einen Minkwal handelt, der dort in dem kleinen Fjord schon seit längerer Zeit zu sehen ist.
Apropos Zielort: Über das Städtchen Solvær und Kabelvåg gelangen wir zur Hochbrücke über den Gimsøy-Straumen. Kurz dahinter biegen wir nach links auf die 815 ab, ein kleines Sträßchen am Südufer der Insel Veståvøy, welches bis zum Zielort Mortsund führt. Langsam finde ich nicht mehr die passenden Worte für die Schönheit dieser Wasser-Bergwelt, die steilen Uferböschungen, die verschlungenen Kukuhü’s und die kleinen Siedlungen am Rande der Straße.
Am Zielort steuern wir die Hüttenanlage „Statles Rorbusenter“ an. Das ist eine Ansiedlung von nachgebauten Fischerhäuschen, die direkt am Buksnesfjorden liegen.


Statles Rorbusenter, Fischerhütten am Wasser (wir residieren  im 3. Häuschen von links)

Die Luft ist so klar, dass wir von unserem Häuschen am südöstlichen Horizont die hohen Berge der Festlandinseln sehen können. Vom kleinen Balkon unseres Fischerhäuschens können wir direkt unter uns in das kleine Fischereihafenbecken spucken. Die Anlage ist ein absoluter Geheimtipp, die Rezeptionistin ist eine junge deutsche Frau, so dass ich meine englischen Sprachbrocken, die ich zuvor an der Theke abgelegt hatte, gleich wieder einsammeln konnte.
Ein wunderschöner Mondaufgang im Südosten rundet diesen herrlichen Tag noch ab und ich hatte mehrfach das Gefühl, mich heute kneifen zu müssen um zu testen, ob ich das alles nur geträumt habe. Nun sitzen wir in unserer kleinen Fischerhütte, im Wohnzimmer, und machen unsere Arbeit. Es ist jetzt 22:30 Uhr, draußen ist es immer noch taghell, unser Kilometerzähler zeigt heute 4800km an. Unsere Motorräder müssen dieses Mal nicht alleine auf einem Parkplatz in der Großstadt stehen, sie dürfen heute Nacht direkt vor der Fischerresidenz parken.

Sonntag, der 10.08.2014, Ruhetag auf den Lofoten

Wir verweilen immer noch auf der unglaublichen Inselgruppe der Lofoten, weit oberhalb des nördlichen Polarkkreises. Der Name „Lofoten“ bedeutet wörtlich übersetzt „Luchsfuß“, also geht es hier um den allseits bekannten und fast ausgestorbenen Luchs. Gesehen haben wir ihn hier noch nicht. Die Inselgruppe hat jedoch außer dem Luchs noch allerlei Interessantes zu bieten. Insgesamt ist die Inselgruppe 230km lang und damit nur 50km kürzer als die Florida-Keys.

Um Mitternacht hatte ich noch einmal einen Blick in die Bucht und auf’s Meer riskiert, der Vollmond leuchtete dabei mit voller Kraft genau über das Wasser, seine Bahn verlief im Gegensatz zu den bei uns üblichen Bahnen sehr flach. Er hat dabei aber alles gegeben.


Mondaufgang um 23:25 Uhr in Mortsund

Heute Morgen haben wir einen kleinen Ausflug in das kleine Fischerdörfchen Nusfjord, etwa 45km hier von Mortsund entfernt, unternommen. Es geht dabei über die E 10 in südliche Richtung. Die Strecke werden wir morgen früh ebenfalls nehmen, wenn wir uns zum Fähranleger nach Moskenes aufmachen, die Montagmorgen um 10:30 Uhr ablegt. Für die etwa 75km lange Strecke müssen wir gute 1 ½ Stunden einplanen.
Zuvor durchfahren wir noch eine kleine Passstraße, die so eng ist, dass ein Begegnungsverkehr, selbst mit Motorrädern, kritisch bzw. unmöglich ist. Es sind deshalb in kurzen Abständen immer wieder Ausweichbuchten angelegt. Wir fahren in ein Sackgassendorf mit Namen „Ure“, ein ebenfalls idyllisches Fleckchen Erde.

 

Kleine Passstraße bei Ure

Irgendwann mündet auch diese verschlungene Nebenstraße wieder auf der 815, und diese später wieder auf der E 10. Jeder Abstecher von der Durchgangsstraße wird jedoch zu einem visuellen Abenteuer.
Kurz hinter Mortsund durchqueren wir erneut einen fast 2km langen Tunnel unter einem Fjord hindurch, was zur Folge hat, dass der Tunnel in der Mitte seine tiefste Stelle hat und beide Tunnelflügel stark ansteigend sind.
Das kleine Fischerdorf Nusfjord ist ein Museumdorf, in welchem aber das ganz normale Leben nebenher läuft und Besucher mit 50 NOK zur Kasse gebeten werden. Es zählt zur Liste der UNESCO-Weltkultureben und liegt malerisch in einer Bucht zwischen dem Festland und den Lofoten.

Nusfjord

Es wurde und wird natürlich hier Fischfang betreiben, und aus den Fischen wurde und wird Öl gewonnen. Ein außerordentlich gut sortierter Museumsshop und ein „Landhandel“ mit allerlei Essbarem und artgerechten Kleidungsstücken für Lofotianer rundet das Angebot hier ab.  Im Giftshop sind endlich mal typisch norwegische Dinge erhältlich, auch die Trolle, nach denen ich schon lange Ausschau gehalten hatte.

Museums-Landhandel in Nusfjord

In dem Museumsdorf halten wir uns etwa 3 Stunden auf, hier scheint die Zeit keine Rolle zu spielen. Allerdings setzt meine Phantasie mir hier enge Grenzen, wenn ich mir die langen Wintermonate hier oben vorstelle.
Gegen 15:30 Uhr sind wir wieder zurück in unserer eigenen Fischerhütte und genießen die Nachmittagssonne auf der Terrasse, unter unseren Füßen dreht ein Fischschwarm seine Runden. 


Kommentar Rainer vom 10.08.2014:
Ich glaube die Männer sind nicht mehr dieselben, wenn sie diese Reise hinter sich haben. Ich werde den heutigen Sonntag dafür einsetzen, mir Gedanken zu machen, ob wir uns alle Sorgen müssen...
;-)
Alle Achtung, es haut mich einmal mehr um!!!


Montag, 11.08.2014, Mortsund-Ørnes, 190km

Heute scheint mal wieder die Sonne, als wir um kurz nach 6 Uhr aufstehen. Ein Frühaufsteher-Frühstück steht bevor, denn wir müssen pünktlich um 10:30 Uhr am Fähranleger in Moskenes sein. Leider müssen wir dieses gemütliche Fischerhüttendörfchen vom Statles Rorbusenter wieder verlassen, die Idylle gipfelte hier auf jeden Fall.
Wir fahren über die E 10 in Richtung „Å“, dem südlichsten Punkt der bergigen Lofoten.  Es sind sonnige 12°C hier draußen, die Temperatur arbeitet sich noch im Laufe des Tages bis auf 26° C empor.
Und wieder geht es durch die wunderschöne Bergwelt und an der Wasserkante entlang, durch steile Tunnels, bis wir an einer Riesenbaustelle angehalten werden. 


Wartezeit an der Baustelle

Eine Bauarbeiterin mit Helm bedeutet uns, dass wir noch 45 Minuten Wartezeit einrechnen müssen. Am Tag zuvor hatte uns die deutsche Rezeptionistin in Mortsund bereits auf die langen Wartezeiten hingewiesen, unser Zeitpuffer ist also ausreichend. Die Fahrzeugschlange hinter uns, die meisten davon wollen ebenfalls auf die Fähre nach Bodø, wuchs inzwischen auf unzählige Busse und Pkw an.
Kurz nachdem wir zum Stillstand kommen, detoniert eine riesige Sprengladung inmitten der Baustelle und erzeugt eine große Staubwolke. Aus der Ferne können wir sehen, wie das gesprengte Gestein offenbar von der einspurig durch die Baustelle geleiteten Fahrbahn mit schwerem Gerät geräumt wird. Erst nach einer Stunde Wartezeit darf der Verkehr in unsere Fahrtrichtung die Baustelle passieren, wir sind jedoch trotzdem noch pünktlich am Fähranleger.
In Mosekenes angekommen, wartet hier bereits eine große Menschen- und Fahrzeugmenge auf das Eintreffen der Fähre vom Festland. Dank der Reservierung ist unsere Mitnahme kein Problem, einige mussten warten. Die Motorräder durften sogar als erste Fahrzeuge auf die Fähre, hier müssen zunächst die Gummikühe mit Spanngurten befestigt werden. Erst dann können wir das Parkdeck verlassen. 

Gummikühe werden angebunden

Mit einiger Verspätung fährt dann endlich die voll ausgelastete Fähre los. Und sobald das kleine Schiff, auf dem vielleicht unter 100 Fahrzeuge Platz hatten, das offene Gewässer zwischen den Lofoten und dem Festland erreicht hat, beginnt eine Schaukelfahrt vom Allerfeinsten. Das Schiff schaukelt von links nach rechts, und zwar so, dass kein normales Gehen mehr auf dem Schiff mehr möglich ist. Der Deckoffizier beginnt schon bald, die Seasickness-Tüten ohne Löcher auszuteilen, offenbar rechnet er mit noch Schlimmerem. Die Überfahrt nach Bodø (geschätze Entfernung etwa 100km) dauert glatte 4 Stunden, der Seegang beginnt sich jedoch erst kurz vor dem Zielhafen zu beruhigen. Die meisten Gäste verbringen die Zeit mit Dösen oder Tiefschlaf, was man an den herunter hängenden Kinnpartien unschön erkennen kann. Eine ältere Frau aus Süddeutschland erzählt uns ihre Lebensgeschichte und von einem Freund, der sich zwei Motorräder des gleichen Typs gekauft hatte. Mit dem einen fuhr er ständig auf große Fahrt in der Weltgeschichte herum, alleine. Das andere hatte zuhause in einem Schuppen in alle Einzelteile zerlegt, beschriftet und säuberlich geordnet. Und wenn und wo auch immer er ein Ersatzteil benötigte, musste er nur seine Frau zuhause anweisen, ihm das betreffende Teil zuzuschicken. Tolle Frau, und verrückte Sachen gibt es vielleicht! Leider ist dieser auch noch sportlich aktive Mann beim Bergwandern abgestürzt und tödlich verletzt worden…
Gen 15 Uhr erreichen wir den Hafen von Bodø. Hier liegt bereits die Polarlys der Hurtigrouten am Kai und legt gerade ab, als wir in das Hafenbecken einfahren. 


Im Hafen von Bodø liegt die Polarlys

Von Bodø aus folgen wir zunächst der Straße 80 bis zur Ortschaft Løding, dann biegen wir rechts ab auf die 17, der wir durch eine wunderschöne Fjordlandschaft über Hochbrücken und Tunnels bis nach Ørnes folgen. Unser Hotel liegt direkt am Hafen mit dem Fähranleger für verschiedene, weitere Inselverbindungen. Es ist ein einfaches, sauberes Hotel mit guter Internetanbindung. Hier können wir auch die Bilder des gestrigen Tages hochladen, was in Mortsund im Fischerhüttchen leider nicht möglich war.

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Blick vom Hafenbecken in Ørnes auf den Fjord

Dienstag, 12. August 2014, Mortsund - Sandnessjøen, 236km

Heute ist der Tag der Küstenstraße Nr. 17. Sie beginnt im Norden in Løding und schlängelt sich Richtung Süden entlang der Fjorde, über die Brücken und die vielen Tunnels, von denen der längste knapp 8km lang war.


Straße 17 im Hochgebirge

Vergleichbar sind diese Tunnels in keiner Weise mit denen, die wir aus dem Alpenraum kennen. Die Tunnelwände sind meistens unbehandelt, es tropft und fließt das Wasser an den Wänden herunter auf die Fahrbahn, wo sich ein feiner Schmutz beim Durchfahren bildet und sich so eine Art Dreck-Patina auf die Gummikühe legt. Der Gesamtanblick solcher Tunnelröhren ist deshalb sehr viel interessanter als die auf Sicherheit getrimmten Doppelröhren mit Fahrstreifenbegrenzungen, so wir ich sie bisher kannte.
Kurz hinter Mortsund erhebt sich auf unserer linken Seite ein mächtiges Bergmassiv mit einem gewaltigen Gletscher "Engabreen", dessen Zunge herunter bis fast an die Wasserkante reicht. Einen Gletscher fast auf Meereshöhe, das hatte von uns bisher auch noch keiner so gesehen.

Gletscherzunge Engabreen

Nach 50 km Fjord-Fahrt landet uns die 17 direkt an einem Fähranleger in Farøy an.


Fähranleger Farøy nach Ågskardet

Es ist eine kleine Unterbrechung, die Fahrt dauert nur 10 Minuten und kostet 47 NOK. 



Nach weiteren 27km folgt die längste Fähre des Tages. Wir sind jetzt in Jektvik, müssen hier über eine Stunde auf die Fähre warten um nach Kilboghamn überzusetzen. Diese Fahrt (93 NOK) dauert über eine Stunde und wir passieren unterwegs den Polarkreis, den 66.33“ Breitengrad, den man am Ufer mit einer Weltkugel auf einem Stativ für alle deutlich sichtbar hier aufgestellt hat. 

Polarkreisgrenze im Melfjorden

Weiter geht die Fahrt über die 17 (eine andere Durchgangsstraße gibt es hier nicht) in das 90km entfernte Nesna. Die Fahrbahn der 17 ist streckenweise so eng und unübersichtlich (Kukuhü), dass sich Begegnungsverkehr genau abstimmen, wer wen und wo passieren lässt.
Kurz vor Nesna liegt weit über dem Meeresspiegel der Aussichtspunkt Sjonfjell. Von hier aus lässt uns das gute Wetter weit in den Sjonafjord und auf das offene Meer blicken.

Blick vom Aussichtspunkt Sjonfjell

Die kurze Fährzeit von Nesna dan Levang dauert 25 Minuten, hierfür werden 61 NOK fällig, Zahlung per Kreditkarte ist möglich.
Die letzten etwa 35 km bis zum Zielort Sandnessjøen vergehen wie im Flug. Die abwechslungsreiche Tagesetappe mit vielen Höhenmetern und bei bestem  Wetter (bis auf einen kleinen Schauer zwischendurch) war ein weiteres Highlight auf unserer großen Fahrt durch den hohen Norden.

Kurz vor dem Ortseingang von Sandnessjøen passieren wir die unglaubliche "Helgelandsbrua", eine 1065m lange Spannseilbrücke, deren größte Spannweite zwischen den beiden Pfeilern 425m hoch über der Wasserfläche beträgt. 


Helgelandsbrua bei Sandnessjøen

Unser „Hotel Sandnessjøen“ liegt direkt am Hafen, und so sitzen wir hier bei einem norwegischen Bierchen im 6. Stock vor der Panoramascheibe und blicken auf den Hafen.


Mittwoch, 13. August 2014, Sandnessjøen – Namsos, 290km


Wir fahren weiter in Richtung Süden über die Straße 17,  entscheiden uns damit für die Landschaftsroute mit den drei Fährverbindungen, alternativ hätten wir die schnelle Variante über die E 6 im Inland wählen können.
Wir folgen also der 17 bis nach Tjøtta, das sind 38km, die sich wieder wunderschön entlang der Fjorde hinziehen. Um 10:45 Uhr erst legt die Fähre nach Forvik ab, wir haben in Tjøtta also noch reichlich Zeit bis zum Ablegen.

Die Zeit am Anleger wird zur Fahrzeugpflege genutzt (Tipp: "Pronto Classic" für die Scheibe).

Was wir nicht wussten ist, dass die Fähre lauter kleine Inseln anfährt, auf der mal ein einzelner Fahrgast aussteigt oder ein Milchwagen mit aufgenommen wird. Für 82 NOK nimmt uns die Fähre bis zum Endpunkt mit. Neuerdings können die Fähren auch mit der Debitkarte bezahlt werden, der Schaffner führt einen entsprechenden Kartenleser mit sich.

Unsere letzte Fähre durch die Fjorde

Die Fahrt zieht sich über eine Stunde hin, und wir durchqueren die wundeschönen Berglandschaften, sehen am Ufer mancher Insel die rötlichen, idyllischen Holzhäuser.
Die nächste Fähre wartet auf uns nach 17km in Anddalsvåg und bringt uns rüber nach Horn. Das sind nur 20 Minuten Fährzeit und reicht aus, um einen Kaffee zu trinken oder ein Eis zu essen.

-ohne Worte -

Großartige Wartezeiten müssen wir nun nicht mehr in Kauf nehmen, die Fähren sind gut aufeinander abgestimmt und die Fahrzeugkarawane bleibt ziemlich gleich. So auch in Vennesund, wo die dritte und größte Fähre uns nach Holm bringt.
Neben dem sehr abwechselungsreichen Routenverlauf heute fällt uns auf, dass die Vegetation und das Landschaftsbild sich geändert haben. Es gibt hier wieder Landwirtschaft, es wachsen wieder Nadelbäume, wir befinden uns also wieder unterhalb der Baumgrenze.

Blauer Himmel mit kunstvollen Wolkenbildern


Wir erreichen nach 150km den Zielort Namsos, unser Hotel Rica Rock City liegt wieder direkt am Wasser.


Dreizylinder Tagesration nach Redaktionsschluss

Rica-Rock-Hotel am Hafen vom Namsos

Donnerstag, 14.08.2014, Namsos -
Røros, 350 km

Dieser Tag nach der ruhigen Nacht im futuristisch anmutenden Rica-Rock-Hotel in Namsos, in welchem als Platzdeckchen im Restaurant alte Schallplatten verwendet werden, beginnt mit einer relativ langweiligen Etappe. Wir fahren zunächst auf der 17 von Namsos über die Namsosbru über Smimoen, Sjøåsen, Namdalseid und Velde bis auf die E 6 kurz vor Steinkjer stoßen. Der E 6 folgen wir noch eine Weile über Verdal, Levanger, Ǻsen bis nach Størdal, wo wir bei Værnes, kurz hinter dem Abzweig nach Trondheim, auf die 705 abbiegen. Jetzt wird die Strecke endlich wieder interessanter, denn die letzten Kilometer haben uns viel Kraft und Nerven gekostet.


Die 705 führt uns durch eine wunderbare Berglandschaft im Inneren des Landes durch das Nea-Tal bis hinunter nach Brekken. Die Landschaft an der Straße 705 von Stjørdal bis fast vor Røros ist ein absoluter Tipp. Nicht nur die enge, und kaum befahrene und kurvige Straße macht das Besondere hier aus, sondern auch die verschiedenen Landschaftsformen, die auf einer Strecke von etwa 150km lange durchfahren werden, haben ihren Reiz. So passieren wir wieder erstmals seit dem hohen Norden landwirtschaftliche Gegenden, in denen Kornfelder zu sehen sind und saftige, grüne Wiesen. Die Baumgrenze ist ebenfalls wieder deutlich gestiegen, bewaldete Hügel sind rechts und links zu sehen. Wir durchfahren felsige Schluchten entlang des Nea-Flusses, endlose Hochlandflächen mit wenig Bewaldung.

Pause im Nea-Tal

Nea-Tal

Diese herausragende landschaftliche Abwechselung entschädigt uns vollkommen für die langweilige E 6. Wir folgen der 705 also bis nach Brekken , dort biegen wir nach rechts auf die 31 ab und fahren die letzten 35km bis nach Røros.


Røros-Hotel

Im freundlichen Røros-Hotel flackert im offenen Kamin an der Lobby ein Feuer. Und nach dem Abendessen machen Rainer und ich uns auf den Weg in die Stadt, denn die Kupferminenstadt Røros steht auf der Liste der UNESCO-Weltkurerbe. Der Schlackenberg und die Schmelzhütte, die heute ein Bergbaumuseum beherbergt mitten in Røros, sind Zeugen einer sehr betriebsamen Bergmannszeit. Städtebaulich einfühlsam eingebettet ist auch ein großes, modernes Einkaufszentrum, es wurde von außen mit Holzhausfassaden verkleidet.
Am Fuße der Schlackenhalden stehen heute noch die kleinen, flachen bis zu 250 Jahre alten Holzhäuser der einfachen Bergleute. Die für Norwegen typisch rostrot oder gelb gestrichenen Gebäude für die Direktoren, Ingenieure und Beamte stehen weiter unten in der Stadt.
Røros wird von der weißen Oktogonalkirche aus dem Jahre 1784 überragt, deren Baumaterial auf den noch heute sichtbaren Terrassen gelagert wurde.


Kirche in Røros

Am Glockenturm sind die Bergmannszeichen Meißel und Schlägel angebracht. Das Kircheninnere wird von offenen und geschlossenen Galerien und der Königsloge geprägt. Ebenfalls beherbergt die Kirche eine Barockorgel. Aber leider hat der Pastor seine Kirche verschlossen und wir müssen auf die Besichtigung verzichten. Angrenzend an die Kirche ist ein alter Friedhof angelegt, der mit einer Trockenmauer aus Schiefersteinen und großen Kieselsteinen aufwändig in den Hang hinein gebaut wurde.

Friedhof Røros

Unweit der Kirche steht das Denkmal für den ersten Erzfund, sowie die Bergmannsgate und die Ausstellung der Historischen Sammlung des Kupferwerkes. Hier sind unter anderem Grubenwerkzeuge, Lampen und Fahnen aber auch die Waffen des Bergmannkorps zusehen. Auch deutsche Ingenieure waren maßgeblich an der Kupfererzförderung beteiligt, da es in Norwegen bislang keinen organisierten Bergbau gab. Von der deutschen Beteiligung zeugen noch heute Straßennamen wie z.B. „Bermannsgata“. Die letzte Grube von Røros wurde 1977 geschlossen.

Bermannsgata in Røros

Und weil uns das Städtchen am Abend so gefallen hatte, beschließen wir, den nächsten Morgen mit einer kleinen Stadtrundfahrt durch Røros zu beginnen.


Letzte Kupfermine von Røros

Rainer in Røros